„Die kochende Seele spiegelt sich auf dem Teller wieder“

Der Eppaner Sternekoch Herbert Hintner hat die gehobene Küche in Südtirol geprägt. Nach 3 Hauben und 1 Stern steht er am Höhepunkt einer einzigartigen Karriere. In einem sehr persönlichen Gespräch mit Eppan Magazin erzählt Hintner über seinen langen und erfolgreichen Weg. Fazit: Der streitbare und leidenschaftliche Südtiroler hat noch vieles vor sich und nimmt dabei die gesamte Tourismuswirtschaft in die Pflicht. Ein Plädoyer für mehr Leidenschaft und Authentizität.
 
Eppan Magazin: „Herbert, herzlichen Glückwunsch. Die Gourmet Fibel Gault Millau 2015 hat dich mit der begehrten dritten Haube ausgezeichnet. Was bedeutet für dich die Auszeichnung?“

Herbert Hintner: „Diese Auszeichnung ist natürlich eine ganz besondere Genugtuung und eine Bestätigung für einen Weg, den meine Frau Margot und ich vor über 30 Jahren eingeschlagen haben. Aber ich sage es ganz ehrlich: Ich bin ein Mensch, der voller Energie steckt und an die Zukunft denkt. In diesem Sinne ist es nun auch der richtige Augenblick um eine Standortbestimmung zu machen. Wir haben unser Restaurant "Zur Rose" seit über 30 Jahren auf Top-Niveau geführt und wir möchten diesen Weg konsequent weitergehen.“

Eppan Magazin: „Das Restaurant "Zur Rose" hat in Eppan eine lange Tradition. Die Entscheidung vor über 30 Jahren, den Fokus auf Spitzengastronomie zu legen, wurde auch von viel Kritik begleitet…“

Herbert Hintner: „Ich habe mich ins Restaurant "Zur Rose", einer typischen Arbeiterkneipe, eingeheiratet. Nachdem mein Schwiegervater sich 1982 aus dem Betrieb zurückgezogen hat, haben Margot und ich mit der kreativen Küche begonnen. Diese Umstellung war natürlich mit Kritik verbunden. 1988 hat ein Artikel im Dolomiten Magazin „Essen & Trinken“ auf unser Engagement aufmerksam gemacht. Dieser Beitrag hat uns auf lokaler Ebene sehr weitergeholfen. Bis 1995, als wir den ersten Michelin Stern erhielten, war es für uns nämlich ein langer und schwieriger Weg.“

Eppan Magazin: „Mit der Verleihung des ersten Michelin Sternes habt ihr auf nationaler Ebene eine breite Aufmerksamkeit erhalten.“

Herbert Hintner: „Die Auszeichnung war sicherlich ein Wendepunkt. Wenn man diesen Weg geht, muss man wissen: Ein bisschen Stern geht nicht. Dementsprechend geben wir jeden Tag das Maximum und die gesamte Familie und unser Team muss volle Leistungsbereitschaft mit sich bringen. Ich habe immer auch den Weg nach außen gesucht, mich messen lassen, den Horizont erweitert und Bereitschaft gezeigt Neues anzunehmen sowie auch vieles kritisch hinterfragt. Ohne diese Attribute kann man nicht erfolgreich sein.“
 
 
 
„Essen ist für mich Kultur und hat eine soziale Wertigkeit"
Eppan Magazin: „Du hast ja nicht nur dein Restaurant "Zur Rose" zum Spitzenrestaurant entwickelt, sondern auch der Südtiroler Küche insgesamt den Stempel aufgedrückt. Du warst nie jemand, der sich abgeschottet hat. Dein Einsatz für die Küche in Südtirol hat sich sehr vielfältig gezeigt.“

Herbert Hintner: „Essen ist für mich Kultur und hat eine soziale Wertigkeit. Dementsprechend ist es für mich selbstverständlich mein Wissen und meine Interpretation weiterzugeben. Beispielhaft sind sicherlich die Kochkurse im Restaurant und die Schulprojekte. Zudem habe ich auch stets versucht die Küche als wichtigen Faktor des Tourismus in Südtirol zu etablieren. Ob Gastliche Tafel, Bauernküche oder das Projekt Südtirol Gasthäuser - die Weiterentwicklung der Südtiroler Küche war und ist mir wichtig. Für die Zukunft brauchen wir wieder eine stärkere Netzwerkarbeit, denn die Innovation darf in diesem Bereich nicht stehen bleiben.

Eppan Magazin: „Diese Zukunftsfragen beschäftigen dich ja auch heute in deinem Betrieb. Wir sind überzeugt, dass dieses Thema auch von dir aktiv mitgestaltet wird.“

Herbert Hintner: „Ich weis, dass die Entscheidung, eine Spitzenküche aufzubauen und zu führen, eine Einbahnstraße ist und eine fortwährende Entwicklung erfordert. Ich und meine Frau sind jetzt seit 32 Jahren im Restaurant tätig. Ich sehe es als Aufgabe diesen Traditionsbetrieb neu zu interpretieren. Mein Sohn Daniel arbeitet in der Küche. Ich freue mich über seine Entwicklung. Meine Tochter Claudia ist im Service tätig und wird auch zukünftig diesen wichtigen Part abdecken. Wir stehen alle in einem Prozess, der sehr spannend ist. Einerseits die lange Erfolgsgeschichte des Restaurants, andererseits der sanfte Übergang in eine neue Generation, die ihren eigenen Weg gehen muss.“

Eppan Magazin: „… welcher sich auch mit mehr Engagement in Eppan wiederspiegelt?“

Herbert Hintner: „Ja, wir werden versuchen bis 2016 eine neue Gaststätte am Hauptplatz in St. Michael|Eppan zu eröffnen. Es wird ein sehr gutes Projekt werden und es wird ein Gemeinschaftsprojekt meiner Familie sein. Wenn es uns gelingt diese Netzwerkarbeit zu verstärken, könnten wir im Zentrum von Eppan ein Ort guter Südtiroler Küche werden. Wie man sieht, gehen mir die Ideen für zukünftige Projekte nicht aus!“
 
 
Veröffentlicht am 12.01.2015
 
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