Um Burgen, Schlösser, Ansitze und Wohntürme in einer ganz ungewöhnlichen Dichte zu erleben und in ihrem unmittelbaren Nebenein- ander wahrzunehmen, sollte man ins Überetsch kommen. Bedeutende mittelalterliche Burgen prägen gut sichtbar bereits von Weitem die Landschaft, während in den Ortschaften besonders die malerischen Ansitze das Bild bestimmen.
Von den italienischen Kunst- und Kulturstätten ausgehend entwickelte sich um 1500 ein neues Denken, das auf antike Architektur und Philosophie zurückgriff. Die Neuzeit überflutete die damalige Gesellschaft mit Entdeckungen, Wiederentdeckungen und Rückbesinnungen als Wiedergeburt der Antike und verbreitete sich in ganz Europa.
Waren es ursprünglich vor allem die Fürstenhöfe, wie die fürstbischöflichen Residenzen in Trient und Brixen, oder der Hof Erzherzog Ferdinands II. in Innsbruck, welche neue Impulse aufnahmen, breiteten sich humanistische Kultur, antike Architekturrezeptionen oder Mythologie auf Stadt und Land aus.
Bereits ab 1470/1480 bildete sich in der Überetscher Gegend ein verstärktes Verlangen nach herrschaftlicher Wohnkultur. Begünstigt durch klimatische Bedingungen, entwickelte sich die Region zu einem bevorzugten Standort für repräsentative Häuser des Adels, des Bürgertums und traditionsreicher Bauerngeschlechter.
Oft sind es aus älteren Strukturen gewachsene Bauten, die in ihrem Kern einen mittelalterlichen Wohnturm verbergen. Der eigentliche Ansitz, also der Freisitz einer neu geadelten Familie, ist aber häufig im Überetscher Stil des 16. oder 17. Jahrhunderts erbaut. Ein besonderes Merkmal des Überetscher Stils ist die Überlappung unterschiedlicher Einflüsse, von der Gotik des Nordens, der Renaissance des Südens, dem Burgenbau, aber auch baulicher und repräsentativer Vorgaben der Auftraggeber, nach denen sich die Baumeister aus dem oberitalienischen Raum richteten, und der wirtschaftliche Nutzen des Bauwerks, gilt es doch zu bedenken, dass ein Ansitz oftmals auch Weinhof ist, von Wirtschaftsgebäuden und Stallungen umschlossen wird und im Haupthaus Gär- und Weinkeller beherbergt.
Der Baustil hat einerseits repräsentativen Ansprüchen zu folgen, andererseits wird er von bäuerlichem Nutzen geprägt. Im Inneren folgt die bauliche Struktur des Ansitzes meist dem symmetrischen Ideal der Renaissance. Die einzelnen Räume flankieren einen großen Nord-Süd gerichteten Mittelsaal, der nach außen hin durch ein Biforium gekennzeichnet ist, das sich üblicherweise über dem Eingangsportal befindet und somit die zentrale Stellung des Repräsentationssaales hervorhebt.
Von den italienischen Kunst- und Kulturstätten ausgehend entwickelte sich um 1500 ein neues Denken, das auf antike Architektur und Philosophie zurückgriff. Die Neuzeit überflutete die damalige Gesellschaft mit Entdeckungen, Wiederentdeckungen und Rückbesinnungen als Wiedergeburt der Antike und verbreitete sich in ganz Europa.
Waren es ursprünglich vor allem die Fürstenhöfe, wie die fürstbischöflichen Residenzen in Trient und Brixen, oder der Hof Erzherzog Ferdinands II. in Innsbruck, welche neue Impulse aufnahmen, breiteten sich humanistische Kultur, antike Architekturrezeptionen oder Mythologie auf Stadt und Land aus.
Bereits ab 1470/1480 bildete sich in der Überetscher Gegend ein verstärktes Verlangen nach herrschaftlicher Wohnkultur. Begünstigt durch klimatische Bedingungen, entwickelte sich die Region zu einem bevorzugten Standort für repräsentative Häuser des Adels, des Bürgertums und traditionsreicher Bauerngeschlechter.
Oft sind es aus älteren Strukturen gewachsene Bauten, die in ihrem Kern einen mittelalterlichen Wohnturm verbergen. Der eigentliche Ansitz, also der Freisitz einer neu geadelten Familie, ist aber häufig im Überetscher Stil des 16. oder 17. Jahrhunderts erbaut. Ein besonderes Merkmal des Überetscher Stils ist die Überlappung unterschiedlicher Einflüsse, von der Gotik des Nordens, der Renaissance des Südens, dem Burgenbau, aber auch baulicher und repräsentativer Vorgaben der Auftraggeber, nach denen sich die Baumeister aus dem oberitalienischen Raum richteten, und der wirtschaftliche Nutzen des Bauwerks, gilt es doch zu bedenken, dass ein Ansitz oftmals auch Weinhof ist, von Wirtschaftsgebäuden und Stallungen umschlossen wird und im Haupthaus Gär- und Weinkeller beherbergt.
Der Baustil hat einerseits repräsentativen Ansprüchen zu folgen, andererseits wird er von bäuerlichem Nutzen geprägt. Im Inneren folgt die bauliche Struktur des Ansitzes meist dem symmetrischen Ideal der Renaissance. Die einzelnen Räume flankieren einen großen Nord-Süd gerichteten Mittelsaal, der nach außen hin durch ein Biforium gekennzeichnet ist, das sich üblicherweise über dem Eingangsportal befindet und somit die zentrale Stellung des Repräsentationssaales hervorhebt.
Diesen Beitrag verfasste der Agronom Dr. Carl Philipp Baron von Hohenbühel, ansässig in Eppan, studierte an der Hochschule für Bodenkultur in Wien; Präsident des Südtiroler Burgeninstituts; publiziert in Fachzeitschriften. Artikel erschienen in der Zeitschrift SÜDTIROL in Wort und Bild 4. Quartal 2014 / 58. Jahrgang.
Die Formensprache der Hausfassaden - Ein Spaziergang von St. Anna nach Pigenó
Der Dorfbrunnen neben dem ehemaligen Ansitz Sprengheim – seit 1842 Kloster der Tertiarschwestern von St. Anna – in unmittelbarer Nachbarschaft zweier weiterer stattlicher und repräsentativer Renaissancebauten soll der Ausgangspunkt zu einem reizvollen Spaziergang in Eppan sein. Der Rundgang durch die bilderreiche Welt der Überetscher Ansitze beginnt also in St. Anna und führt zu den Ortsteilen Pigenó und Berg mit dem Weiler Schulthaus und endet im Zentrum von St. Michael, dem Hauptort der Gemeinde Eppan. Zentraler Punkt des vorgeschlagenen Weges ist Schloss Moos im Weiler Schulthaus. Einer der zwei Bauten zu Beginn des Parcours ist der um die Mitte des 17. Jahrhunderts erbaute stattliche Ansitz des Steuereinnehmers Franzin von Zinnenberg mit einem auffallend breitkantig angefügten Erker und dem sinnigen Spruch auf der Sonnenuhr aus dem Jahr 1692: Unser Leben ein Schatten ist – beherzig´s wohl, o frommer Christ! Gleich benachbart befindet sich eines der Paradebeispiele des Überetscher Stils: der Ansitz Hammerstein oder von Wohlgemuth aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts, bestehend aus zwei großen Hauptgebäuden mit den typischen sandstein gerahmten Viereckfenstern und einem polygonalen Eckerker. Beide Gebäudeteile sind durch einen Loggiengang harmonisch miteinander verbunden.
Der Weg führt leicht ansteigend zwischen dem rechtsseitig, etwas versteckt gelegenen Ansitz Windegg und dem linksseitig liegenden Zypressenhof, einem langgezogenen zweigeschossigen Wohnhaus mit steingerahmten Rechteckfenstern und einem Rustikator mit der wahrscheinlich ersten Freiung in Eppan, am Ansitz Wendelstein vorbei, zu einem idyllischen ersten Verweilplatz mit plätscherndem Wasser aus einem Porphyrbrunnen im Schatten überragender Bäume des Parks der Wickenburg. Der Blick fällt nun unweigerlich auf die grünglasierten Ziegeldächer des nahen Kapellen- und Erkertürmchens des Ansitzes Gleifheim. Das Gebäudeensemble des Ansitzes zählt insgesamt zehn größere und kleinere Dachstühle und wurde von den Herren Tschiderer von und zu Gleifheim im 17. Jahrhundert errichtet. Der Eppaner Botaniker Ludwig Freiherr von Hohenbühel widmet dem Ansitz im Jahre 1860 ein Epigramm, das sehr gut die romantische Haltung im 19. Jahrhundert wiedergibt:
Der Dorfbrunnen neben dem ehemaligen Ansitz Sprengheim – seit 1842 Kloster der Tertiarschwestern von St. Anna – in unmittelbarer Nachbarschaft zweier weiterer stattlicher und repräsentativer Renaissancebauten soll der Ausgangspunkt zu einem reizvollen Spaziergang in Eppan sein. Der Rundgang durch die bilderreiche Welt der Überetscher Ansitze beginnt also in St. Anna und führt zu den Ortsteilen Pigenó und Berg mit dem Weiler Schulthaus und endet im Zentrum von St. Michael, dem Hauptort der Gemeinde Eppan. Zentraler Punkt des vorgeschlagenen Weges ist Schloss Moos im Weiler Schulthaus. Einer der zwei Bauten zu Beginn des Parcours ist der um die Mitte des 17. Jahrhunderts erbaute stattliche Ansitz des Steuereinnehmers Franzin von Zinnenberg mit einem auffallend breitkantig angefügten Erker und dem sinnigen Spruch auf der Sonnenuhr aus dem Jahr 1692: Unser Leben ein Schatten ist – beherzig´s wohl, o frommer Christ! Gleich benachbart befindet sich eines der Paradebeispiele des Überetscher Stils: der Ansitz Hammerstein oder von Wohlgemuth aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts, bestehend aus zwei großen Hauptgebäuden mit den typischen sandstein gerahmten Viereckfenstern und einem polygonalen Eckerker. Beide Gebäudeteile sind durch einen Loggiengang harmonisch miteinander verbunden.
Der Weg führt leicht ansteigend zwischen dem rechtsseitig, etwas versteckt gelegenen Ansitz Windegg und dem linksseitig liegenden Zypressenhof, einem langgezogenen zweigeschossigen Wohnhaus mit steingerahmten Rechteckfenstern und einem Rustikator mit der wahrscheinlich ersten Freiung in Eppan, am Ansitz Wendelstein vorbei, zu einem idyllischen ersten Verweilplatz mit plätscherndem Wasser aus einem Porphyrbrunnen im Schatten überragender Bäume des Parks der Wickenburg. Der Blick fällt nun unweigerlich auf die grünglasierten Ziegeldächer des nahen Kapellen- und Erkertürmchens des Ansitzes Gleifheim. Das Gebäudeensemble des Ansitzes zählt insgesamt zehn größere und kleinere Dachstühle und wurde von den Herren Tschiderer von und zu Gleifheim im 17. Jahrhundert errichtet. Der Eppaner Botaniker Ludwig Freiherr von Hohenbühel widmet dem Ansitz im Jahre 1860 ein Epigramm, das sehr gut die romantische Haltung im 19. Jahrhundert wiedergibt:
Gleifheim! freundlicher Sitz dort auf dem Schutte der Eiszeit,
Welchen die fleißige Hand schmückte mit Reben und Obst;
Tausendmal sei mir gegrüßt, und lang noch blinke dein Erker
Mit dem glänzenden Dach weit in das Etschland hinaus!
Welchen die fleißige Hand schmückte mit Reben und Obst;
Tausendmal sei mir gegrüßt, und lang noch blinke dein Erker
Mit dem glänzenden Dach weit in das Etschland hinaus!
Auch hier begegnen uns die typischen Merkmale des Überetscher Stils, wie ein polygonaler Eckerker, eine Freitreppe, die vom Hof in den Wohntrakt führt und steingerahmte Viereck-, Doppelbogen- und Oculifenster, die den Abschluss des Baus zum Dach hin bilden. An der Straßenseite befindet sich das steingerahmte Hoftor, das nach oben hin mit drei wappenverzierten Zinnennischen abschließt. Der Weg kann nun entlang der Zinnenmauer der angrenzenden Wickenburg nach links fortgesetzt werden. Dort erlebt man die Fassaden der Ansitze Kuensegg, Jenner und Spitaler und hat bald den Ansitz Lindenheim und Ansitz Hebenstreit im Blickfeld. Die baulichen Ursprünge von Lindenheim reichen zwar in das 17. Jahrhundert zurück, doch wurde das Gebäude nach einem Brand im Jahre 1890 in historisierenden Formen wieder errichtet, wobei man auch hier mit den charakteristischen Merkmalen des Überetscher Stils spielte. So gibt es einen polygonalen Erker an der Straßenseite, Zinnengiebel, Schwalbenschwanzzinnen an der Umfassungsmauer, Doppelbogenfenster und einen ornamentalen Freskenfries am Dachansatz. Links vom Brunnen führt der ansteigende Weg beim ehemaligen Gerichtskerker im Haus Rosenhammer über einen engen Pfad entlang des Lahnbaches an den beiden Schlössern Gandegg und Englar und der Ruine Alt-Firmian links an einem bewaldeten Hügel vorbei, bis sich von weitem schon der Turm von Schloss Moos erkennen lässt.
Rund um Schloss Moos Schulthaus (Teil 2)
Rund um Schloss Moos Schulthaus (Teil 3)
Rund um Schloss Moos Schulthaus (Teil 4)
Rund um Schloss Moos Schulthaus (Teil 2)
Rund um Schloss Moos Schulthaus (Teil 3)
Rund um Schloss Moos Schulthaus (Teil 4)