Rund um Schloss Moos Schulthaus (Teil 2)

Das malerische Ensemble Gandegg und Englar - von Pigenó nach Schulthaus

 
Schloss Gandegg wird im Jahre 1430 als Turm an der Gand erwähnt und befand sich nach dem Aussterben der Rottenburger im Besitz des Sigmund von Annenberg. Im Jahre 1488 wurde der Wohnturm mit einer Mauer umfriedet. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel erwarb Blasius von Khuen- Belasi im Jahre 1550 die Anlage und ließ sie im Stil der Renaissance ausbauen.
 
Dabei bezog man den viereckigen Wohnturm in die Gestaltung der Südfassade ein. Die regelmäßige Anlage folgt in ihrer symmetrischen Anordnung dem Ideal der Renaissance. Die vier runden Ecktürme sind eine eigenwillige Stilinterpretation der Überetscher Erker oder erkerartigen Türmchen an einer oder mehreren Ecken des Gebäudes. Die zinnenbewehrte östliche Ringmauer oder die zweiteilige Pechnase weisen auf die ursprüngliche Bedeutung des Herrschaftssitzes als Wehranlag hin und sind Verweise auf den Burgenbau. Das Rustikarundbogentor, die steingerahmten Viereckfenster und der Arkadenhof, aber auch die zweigeschossige Säulchenloggia hingegen spiegeln neues Gedankengut wieder.

Das besonders reizvolle Ensemble von Englar besteht aus drei aneinander gebauten Trakten mit einem von schießschartenbewehrten Ringmauern umgebenen Vorhof. Der Haupttrakt schließt nach oben mit einem hohen, fast überspitzten abgewalmten Giebeldach ab. Der Westtrakt ist etwas niedriger gehalten, schließt aber genauso wie der Haupttrakt mit abgewalmtem Giebel. Der Südwesttrakt hingegen blieb in seiner Höhe unvollendet, trägt aber dieselbe Dachform und zusätzlich Eckerker auf Kragsteinen.

Schloss Englar befindet sich stilistisch am Übergang von der Gotik zur Renaissance beziehungsweise zum Überetscher Stil. Es finden sich einerseits überhöhte Dachformen oder auch spitzbogige Türen, anderseits erkennt man aber auch die typischen Eckbetonungen, rundbogige Portale mit Wappenstein oder auch steingefasste Viereckfenster, wie man sie an Adelssitzen des 16. Und 17. Jahrhunderts findet. Die Schlosskapelle  St.  Sebasti- an wurde durch Christian von Firmian erbaut und im Jahre 1475 geweiht.

Der einheitlich spätgotische Bau mit gekehltem Dachgesims, Spitzbogenportalen, dem Maßwerk im Radfenster, den spitzbogigen Fenstern oder dem Netzrippengewölbe weist nicht nur stilistisch nach Schloss Englar, gehörten doch Schloss und Kapelle damals zum Besitz der Herren, später Grafen, von Firmian.

Der eindrucksvolle großräumige Blick über die Landschaft, vorbei an den Kapellen St. Sebastian, St. Katharina und der Schmerzhaften Muttergottes auf der Gleif, auf die Dächer der Schlösser Gandegg und Englar vereint sich mit dem Bild von Alt-Firmian und wechselt nun zum Höhepunkt dieses Wanderweges, den Weiler Schulthaus.

Bilder: Schloss Gandegg (oben), Schloss Englar (unten)

Rund um Schloss Moos Schulthaus (Teil 1)
Rund um Schloss Moos Schulthaus (Teil 3)
Rund um Schloss Moos Schulthaus (Teil 4)
 
 
 
Diesen Beitrag verfasste der Agronom Dr. Carl Philipp Baron von Hohenbühel, ansässig in Eppan, studierte an der Hochschule für Bodenkultur in Wien; Präsident des Südtiroler Burgeninstituts; publiziert in Fachzeitschriften. Artikel erschienen in der Zeitschrift SÜDTIROL in Wort und Bild 4. Quartal 2014 / 58. Jahrgang.

 
 
Veröffentlicht am 03.04.2015
 
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